Direkt zum Hauptbereich

Monte-Carlo Simulation in R Shiny


Die Monte-Carlo-Simulation ist eine der bekanntesten Simulationsmethoden. Mit der mathematischen Wahrscheinlichkeitstheorie als Grundlage, ist es ihr Ziel, Probleme mithilfe einer großen Zahl von Zufallsexperimenten zu lösen.
Mit zufällig gewählten Parametern und vorgegebenen Zusammenhängen wird ein bestimmtes Ergebnis angenähert. Während die Zusammenhänge deterministisch vorgegeben sind (z.B. im Folgenden Einnahmen = Absatz * Preis), haben die Parameter einen Zufallscharakter (im Folgenden der ungewisse Absatz). Dadurch hat auch die Zielgröße einen Zufallscharakter.
Gemäß dem Gesetz der großen Zahlen wird davon ausgegangen, dass eine ausreichende Anzahl an Simulationen einen guten Näherungswert der Zielgröße ergibt. Die Methode kam im 20.Jahrhundert auf und wird heute zur Approximation analytischer Probleme oder zur Simulation komplexer Prozesse benutzt; in der Finanzindustrie wird sie z.B. für das Risikomanagement verwendet.
Für diese Zufallsexperimente bietet sich auch R an, da es scheinbar zufällige Zahlen beliebig oft ausgeben kann. Im Folgenden ein einfaches Beispiel mit einem Zweiproduktfall, bei welchem die Einnahmen angenähert werden sollen. Dies habe ich als interaktives Shiny-Dashboard aufbereitet.

Das folgende Beispiel ist ein Zusatz zu meinem Artikel über den Break-Even-Absatz im Mehrproduktfall. Nun geht es darum herauszufinden, wie ich trotz ungewissen Absatz trotzdem eine Planung erstellen kann. Hier wollen wir den einmaligen Umsatz herausbekommen (also keine zeitliche Fortschreibung über mehrere Perioden hinweg). Im Folgenden haben wir zwei Produkte, für welche wir einen Preis setzen müssen. Da der Absatz unsicher ist, können wir ihn über eine Monte-Carlo-Simulation annähern. Hinterlegt mit einer Normalverteilung müssen wir hierzu den Durchschnitt und die Standardabweichung angeben, die wir zB aus einer Preis-Absatz-Funktion bekommen können. Die Standardabweichung ist - simpel gesagt - die durchschnittliche Entfernung aller Ausprägungen vom Durchschnitt. Bei Normalverteilungen gilt die Faustformel, dass 68% aller Werte innerhalb der Entfernung einer Standardabweichung nach oben und unten vom Mittelwert liegen (und 95% innerhalb der Entfernung von zwei Standardabweichungen).

Was macht die Monte-Carlo-Simulation damit dann konkret?
Die Simulation spielt die hinterlegte Rechnung n Mal durch; mit n als der im Slider angegebenen Zahl. Dabei wird jedes Mal ein anderer zufälliger Wert für den Absatz gemäß der mit den Parametern angegebenen Verteilung genommen. Diese Werte für den Absatz werden schließlich mit dem Preis multipliziert. Die Menge an Ergebnissen, die wir als Resultat bekommen, wird schließlich dargestellt: die x-Achse sind die Einnahmen und die y-Achse die Anzahl an Ergebnissen mit diesem Wert. Die Grafik zeigt uns also, welcher Wert am häufigsten erzielt wurde (der Hochpunkt) als auch die Verteilung um diesen Wert herum. Daraus lässt sich wiederum die Wahrscheinlichkeit herleiten als auch der Bereich, der zu 95% herauskommt (wird hier aber nicht angezeigt). Das Ganze wird für die zwei Produkte A und B gemacht und schließlich werden noch die Gesamteinnahmen als deren Summe berechnet.

R Shiny ist eine Erweiterung/ein Paket für R, um interaktive Dashboards zu bauen. Diese können auch auf einem Webserver hochgeladen und aufgerufen werden. Im Video ist das lokale Popup-Fenster von RStudio zu sehen; hier der relativ einfache Code für das Dashboard:
library(shiny)
library(ggplot2)
library(dplyr)
library(reshape2)

# UI for the application
ui <- fluidPage(
    titlePanel("Simulation"), # Application title
    # Sidebar with a slider input for number of bins 
    sidebarLayout(
        sidebarPanel(id = "tPanel", style = "overflow-y:scroll; max-height: 600px; position:relative;",
            h4("Product A"),
            #numericInput("price_a", label="Preis", value=150, min = 0, max = NA),
            #sliderInput("n", "Number of simulations:", min = 500, max = 10000, value = 4000),
            fluidRow(
                div(style="display: inline-block; width: 5%;"),
                div(style="display: inline-block; width: 30%;", h5("Preis")),
                div(style="display: inline-block; width: 40%;", numericInput("price_a", label="Preis", value=15, min = 0, max = NA))
            ),
            fluidRow(
                div(style="display: inline-block; width: 5%;"),
                div(style="display: inline-block; width: 30%;", h5("Absatz")),
                div(style="display: inline-block; width: 25%;", numericInput("mean_sales_a", label = "mean", value = 120)),
                div(style="display: inline-block; width: 25%;", numericInput("sd_sales_a", label = "sd", value = 12)),
            ), 
            br(),
            br(),
            h4("Product B"),
            #numericInput("price_a", label="Preis", value=150, min = 0, max = NA),
            #sliderInput("n", "Number of simulations:", min = 500, max = 10000, value = 4000),
            fluidRow(
                div(style="display: inline-block; width: 5%;"),
                div(style="display: inline-block; width: 30%;", h5("Preis")),
                div(style="display: inline-block; width: 40%;", numericInput("price_b", label="Preis", value=11, min = 0, max = NA))
            ),
            fluidRow(
                div(style="display: inline-block; width: 5%;"),
                div(style="display: inline-block; width: 30%;", h5("Absatz")),
                div(style="display: inline-block; width: 25%;", numericInput("mean_sales_b", label = "mean", value = 90)),
                div(style="display: inline-block; width: 25%;", numericInput("sd_sales_b", label = "sd", value = 9)),
            ),
            br(),
            sliderInput("n", "Number of simulations:", min = 500, max = 10000, value = 4000),
            submitButton("Submit")
        
    ),
        
    # Showing the plots
    mainPanel(
        tabsetPanel(
            tabPanel("Einnahmen gesamt",
                     plotOutput("total")
                     ),
            tabPanel("Einnahmen nach Produkten",
                     plotOutput("products"))
            )
        )
    )
)

# Define server logic
server <- function(input, output) {
    
    calc <- reactive({
        set.seed(283) # for reproducibility
        results = NULL
        sales_a = rnorm(input$n, mean = input$mean_sales_a, sd=input$sd_sales_a) #normal distribution
        contribution_a = sales_a * input$price_a
        sales_b = rnorm(input$n, mean = input$mean_sales_b, sd=input$sd_sales_b) #normal distribution
        contribution_b = sales_b * input$price_b
        contribution_total = contribution_a + contribution_b
        results = rbind(results, data.frame(contribution_a, contribution_b, contribution_total)) %>%
            mutate(index = row_number()) %>%
            as.data.frame() %>%
            melt(. , id.vars="index")
    })
 
    output$total <- renderPlot({
        calc() %>%
            filter(variable == "contribution_total") %>%
            ggplot(aes(x=value)) +
            geom_histogram(aes(y=..density..), binwidth = 10, fill="white", color="grey") +
            geom_density(color="black", size=1) +
            geom_vline(aes(xintercept=mean(value)), color="blue", linetype="dashed", size=1) +
            geom_text(aes(x=mean(value), label=round(mean(value),0), y=0), colour="blue", text=element_text(size=11)) +
            scale_fill_grey() +
            theme_classic()
    })
    
    output$products <- renderPlot({
        calc() %>%
            filter(variable != "contribution_total") %>%
            ggplot(aes(x=value, color=variable)) +
            geom_histogram(aes(y=..density..), binwidth = 10, fill="white") +
            geom_density(size=1) +
            scale_fill_grey() +
            theme_classic()
    })
}

# Run the application 
shinyApp(ui = ui, server = server)


Photo by Christina Morillo from Pexels

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist fremd?

brandy74 "Malstunde" Some rights reserved. www.piqs.de Der Begriff Fremdheit wird benutzt zur Charakterisierung einer Beziehung. Immer muss etwas bekannt sein um es auch als fremd zu bezeichnen; andernfalls kann es nicht beschrieben werden. Wissenschaftlich wird die Fremdheit oft auch als die Gleichzeitigkeit von Nähe und Entferntheit, von Verbundenheit und Getrenntheit charakterisiert. Wer demnach etwas als fremd bezeichnet, unterscheidet die Welt an dieser Stelle in ein Innen und ein Außen. Das Fremde sei jenseits einer einer imaginären Grenze. Diese Grenzen können unterschiedlich lokalisiert werden. Bei der kulturellen Fremdheit werden andere kulturelle Verhaltensweisen und Ansichten identifiziert und als fremd bezeichnet. Bei der sozialen Fremdheit ist der Fremde hingegen Teil der eigenen Gesellschaft, der eigenen Gemeinschaft. Durch die Zuschreibung der sozialen Fremdheit wird er aus dem eigenen Bereich, also dem eigenen sozialen Milieu, exkludiert. Drückt sich

Sentiment-Analyse von deutschen Texten in R

Eine Sentiment-Analyse funktioniert im Grunde wiefolgt: die einzelnen Wörter werden eines Textes werden mit bestimmten Bibliotheken abgeglichen und eine Einteilung in "positiv/negativ" oder ein hinterlegter Sentiment-Wert abgegriffen. Die Summe dieser Werte ergibt schließlich den Sentiment-Score des ganzen Texts. Für englische Texte sind in R bereits Bibliotheken hinterlegt (z.B. im Package tidytext ). Für deutsche Texte habe ich auf meiner Recherche die Bibliothek  SentiWS  der Universität Leipzig gefunden. Die rund 16.000 positiven und 18.000 negativen Wörter sind mit einer Wertspanne von -1 zu 1 hinterlegt. Das Problem ist, dass diese in zwei Textdateien kommen, deren Format erst aufbereitet werden muss. So sieht die Bibliothek beim Einlesen aus: Mit folgendem Code habe ich mir die Bibliothek operationalisiert: library(dplyr) # SentiWS - Dateien hier runterladen: https://wortschatz.uni-leipzig.de/en/download # a) negative Wörter # die Textdatei einlesen negat

Migration und Bevölkerungsentwicklung: Solidarität und Selbsthilfe

Aus: Neue Potenziale - zur Lage der Nation in Deutschland , Juni 2014,  Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Vor ein paar Wochen war ich auf einem sehr spannenden Vortrag am ifo-Institut in München von Herrn Dr. Klingholz, Direktor des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Der Vortrag widmete sich einerseits der Zusammensetzung und dem Bildungs- wie Integrationsgrad deutscher Migranten und andererseits der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung in Teilen der Welt und deren Auswirkungen auf die Migration in Europa, bzw. Deutschland. Polarisierend Unterteilt man die Migranten(1) nach Gruppen hinsichtlich ihrer Herkunftsländer, so zeigt sich oft eine starke Polarisierung des Bildungsgrades. Beispiel Rumänien und Polen. Zwar ist der Anteil der Migranten aus Rumänien und Polen ohne Bildungsabschluss wesentlich höher als der Anteil der Einheimischen. Umgekehrt ist der Anteil an Akademikern bei Migranten aus Rumänien und Polen höher als bei Einheimischen. Auch

die Hot-Dog-Ökonomie

Diego Torres Silvestre " Ice Creams, Hot Dogs & Pretzels" Some rights reserved. www.piqs.de Man stelle sich eine Wirtschaft vor, in der nur zwei Güter hergestellt würden: Würstchen und Brötchen. Konsumenten würden Hotdogs kaufen; also jeweils ein Brötchen mit einer Wurst. Die Fertigung geschieht durch Menschenhand. So fing Paul Krugman 1997 einen Artikel für das Online-Magazine Slate an, in welchem er den Zusammenhang von Technologie, Jobs und Kapitalismus erklären will. Er fährt fort, dass in dieser Wirtschaft 120 Millionen Arbeiter beschäftigt sind, was einer Vollbeschäftigung entspreche. Zur Herstellung einer Wurst oder eines Brötchens benötige es zwei Arbeitstage. Die 60 Millionen Angestellten in der Brötchenproduktion und genauso viele in der Wurstfabrikationen produzieren demnach täglich 30 Millionen Brötchen und Würste. Angenommen es komme eine verbesserte Technologie auf, mit deren Hilfe ein Arbeiter zur Herstellung einer Wurst nur noch einen Tag

die schöne Welt von Red Bull

Till Krech "wroooom" Some rights reserved. www.piqs.de Red Bull – vom Marktführer für Energiegetränke zum kommenden Medienimperium? Das Magazin Fast Company vergab in der Liste „The World´s 50 Most Innovative Companies“ den 29. Platz an Red Bull für genau diese Entwicklung. Gebündelt unter dem Dach der Red Bull Media House GmbH besitzt der Konzern mittlerweile verschiedene Medienbeteiligungen und Neugründungen. Kritiker bezeichnen es als eine gewaltige Marketingmaschine. Rund ein Drittel des Umsatzes wird für die Pflege des Marktauftritts ausgegeben. Eine firmeninterne Nachrichtenagentur sammelt Inhalte zu einen der vielen weltweiten aufsehenerregenden Red-Bull-Ereignisse, um sie externen Medien gebündelt und aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Über eigene Medien werden die Konsumenten sogar direkt erreicht. Das 2007 gegründete Hochglanzmagazin "Red Bulletin" hat bereits eine Auflage von 5 Millionen Heften erreicht und wird mehrspraching in zwö

Verspargelung der Landschaft

FZ 18: "Mount Idarkopf" www.piqs.de Some Rights reserved. Vielleicht ist es, weil ich erst 22 Jahre alt bin. Vielleicht weil es bei meiner Heimatstadt schon seit mehr als zehn Jahren ein Windrad gibt. Aber das Argument einer Verspargelung der Landschaft durch Windräder zählt für mich nicht. Ich komme aus Baden-Württemberg. Insofern verfolgt mich das Argument der Verspargelung der Landschaft durch den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel fast genauso lange wie das Windrad vor meiner Haustür. Das Argument wird immer wieder von jenen hervorgebracht, welche gegen die Aufstellung von Windrädern sind. Die einen fürchten um die Landschaft, andere finden sie einfach nicht schön und noch andere bringen es nur als Vorwand. Besonders die Nähe zur Atomwirtschaft fällt einem bei der hießigen CDU auf. In Baden-Württemberg ist der Fall bei den Windrädern vielleicht ein bisschen spezieller. Wenn man hier die Windenergie effizient nutzen will, so