Gerade jetzt dürften sich viele fragen, was ein Insolvenzverwalter eigentlich macht. Kurz beschrieben, ermittelt er die Insolvenzmasse, die Liste an Gläubigern und fällt dann die Entscheidung, ob diese Masse aufgeteilt werden soll, oder ob das Unternehmen saniert werden soll.
Insolvent ist ein Unternehmen dann, wenn es seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Dies geschieht bei Überschuldung sowie bei mangelnder Liquidität.
Nach der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wird der Insolvenzverwalter vom Insolvenzgericht bestellt (es gibt aber auch vorläufige Insolvenzverwalter). Dies sind überwiegend Rechtsanwälte, welche in ihrem Studium die Fachrichtung Insolvenzrecht gewählt haben. Es gibt aber auch Betriebswirte, oder Wirtschaftsprüfer, welche sich in der Niche spezialisiert haben. Es gibt keine formale Ausbildung zum Insolvenzverwalter.
Als ein solcher hat man die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnisse über das Vermögen. Die entscheidende Frage ist dann: Sanierung oder Liquidierung? Zur Beantwortung muss sie/er das Unternehmen gut kennenlernen um etwaiges Potenzial zur Rettung festzustellen. Solch einen Insolvenzplan muss sie/er dann vor Gericht einreichen und seine Empfehlung aussprechen. Gläubiger haben nur bei der Gläubigerversammlung die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Hier zeigt sich auch das Spannungsfeld in der Tätigkeit eines Insolvenzverwalters: einerseits ist sie/er Interessenvertreter der Gläubiger, an welche das noch vorhandene Vermögen verteilt wird. Andererseits ist sie/er dem Schuldner gegenüber verpflichtet eine mögliche Unternehmensfortführung anzustreben. Die Bezahlung orientiert sich an der Größe der Insolvenzmasse; somit wird nach Erfolg bezahlt.
Das deutsche System der Insolvenzverwaltung scheint im internationalen Vergleich recht erfolgreich zu sein. Unter der Rubrik "Doing Business" stellt die Weltbank die Variable "Resolving Insolvency" auf, welche die Stärke des nationalen Systems quantifizieren soll. Bei der aktuellsten Studie vom Mai 2019 landet Deutschland auf dem vierten Platz mit einem Score von ca. 90 (von 100):
Finnland - 92.7
USA - 90.5
Japan - 90.2
Deutschland - 89.8
Norwegen - 85.4
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