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"If it is wrong to wreck the climate, then it is wrong to profit from that wreckage."

Daniel Zanini "System change - NOT climate change" flickr

Demnächst gibt es wieder einen Klimagipfel. Ende 2015 treffen sich Vertreter von Regierungen, NGOs und Firmen in Paris, um einen neuen Anlauf zum Klimschutz zu versuchen. Während es berechtigte Zweifel zum Erfolg der Konferenz gibt, kann eine neue Bewegung für erheblichen Fortschritt von der Basis her sorgen.

Die Divest-Bewegung verlangt von Städten, Universitäten und Firmen, ihr Geld von den 200 börsennotierten Konzernen mit den größten fossilen Energiereserven abzuziehen. Auf der Liste stehen Firmen wie Gazprom, Exxon, BP oder auch RWE. Ziel ist es, sie vom Finanzmarkt weitgehend abzuschotten. Wenn sie keine Investoren mehr finden, dann würden entsprechend auch deren fossilen Energieträger unter der Erde bleiben.

Die Zahl der Investoren, die sich beteiligen, wächst tatsächlich. Die Stadt San Francisco ist dabei, skandinavische Pensionsfonds aber auch der Rockefeller Brothers Fund. Dies einerseits aus moralischen Gründen oder wegen des öffentlichen Drucks. Andererseits auch aus finanz-technischen Erwägungen. Die Rechnung, die Bill McKibben 2012 zusammenfasste, geht wiefolgt: Sollte das Zwei-Grad-Ziel eingehalten werden, so darf die Menschheit bis 2050 noch 565 Gigatonnen CO2 verursachen. Die heute bekannten Reserven an Kohle, Öl und Gas würden aber mehr als fünfmal so viel freisetzen. 80% müssten also in der Erde bleiben. Das bedeutet, dass die Unternehmen mit den Abbaurechten einen Großteil ihres Werts verlieren würden.

Dies ist nicht nur eine Überlegung der Aktivisten; die HSBC rechnete etwa 2013 vor, dass Erdölkonzerne bis zu 60 Prozent ihres Wertes verlieren könnten. Die sogenannte carbon bubble kann verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Eine Studie im Auftrag der Grünen warnt, dass finanzielle Institutionen in Europa über 1 Milliarde Euro dem Risiko der Carbon Bubble aussetzen.

Tatsächlich kann noch einiges von der Bewegung erwartet werden. Denn sie argumentiert nicht nur moralisch, sondern auch finanz-technisch und benutzt so die innere Logik des Kapitalismus zu ihren Gunsten. Dies sorgt dafür, dass sich Unternehmen mit ihren Argumente ernsthaft auseinandersetzen müssen. Ferner können Aktivisten schon mit dem bloßen Hinweis auf den Sachverhalt teils schnellen Erfolg haben. Dies ist nicht zu unterschätzen bezüglich der Motivation und Anwerbung von Aktivisten.

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Migration und Bevölkerungsentwicklung: Solidarität und Selbsthilfe

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die Hot-Dog-Ökonomie

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die schöne Welt von Red Bull

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