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die britische Energiewende



Während sich der Rest Europas über Cameron´s deutliche Wiederwahl wundert, wird dennoch übersehen, was für eine Rolle die Energiekosten im Wahlkampf gespielt haben. Es mag zwar keines der Top-Themen gewesen sein, doch war das Thema der Machbarkeit und Kosten der Energiewende für viele wichtig - und das bei Preisen weit unter den deutschen.

Wie Deutschland hat Großbritannien das Ziel, bis 2050 die eigenen Emissionen von Treibhausgasen um mindestens 80% im Vergleich zu 1990 zu reduzieren; das Climate Change Bill ist damit einer der schärfsten Klimagesetze der Welt. Vorgesehene Maßnahmen sind Energieeinsparungen und Kraftwerke mit weniger Emissionen. Erklärtes Ziel von Premierminister David Cameron ist es, im weltweiten Wirtschaftswettbewerb zu bestehen; hier würden sich nur die grünsten und energieeffizientesten Länder behaupten können. Bemerkenswerter Pfeiler ist deswegen die Energieeffizienz. Seit 2008 gibt es das “Department of Energy & Climate Change” (DECC), das z.B. mit den “Energy Company Obligations” konkrete Verpflichtungen für Energieversorger zur Durchführung von Effizienzmaßnahmen fordert. Tatsächlich nahm Großbritannien im internationalen Vergleich der Energieeffizienz eine gewisse Vorreiterrolle ein. Das American Council for an Energy-Efficient Economy stufte das Land 2012 auf den ersten Platz der 12 größten Volkswirtschaften ein; für 2014 allerdings nur noch auf sechster Stelle.

Ferner besteht das Problem der Energieversorgung. In wenigen Jahren könnte sich ein gefährlicher Engpass auftun. Bislang wurde auf einen Mix aus Erneuerbaren Energien und modernen Atomkraftwerken gesetzt. Kohle soll langfristig keine große Rolle mehr spielen. Doch wurde bei der Gesetzesinitiierung das Potenzial von Sonnen- und Windenergie überschätzt. Außerdem hatte die britische Regierung große Probleme Interessenten für den Bau neuer AKWs zu finden. Nicht zuletzt E.on verlor wegen wahrscheinlicher ausufernder Kosten und der ungeklärten Einspeisevergütung für den geförderten Strom das Interesse. Das neue AKW Hinkley Point C wird nun vom französischen EDF in Kooperation mit chinesischen Partnern gebaut; die Baukosten von 31 Milliarden Euro sollen auch mit Förderung der EU gestemmt werden. Zudem wird den Betreibern für 35 Jahre ein Abnahmepreis von umgerechnet 112 Euro je Megawattstunde Atomstrom garantiert; fast das Doppelte des aktuellen Marktpreises.


Die britische Regierung steht also vor großen Problemen in der Energiepolitik. Kurz- und mittelfristig will es die Energieversorgung durch Schiefergas absichern; die US-Energiebehörde schätzt, dass es in Großbritannien rund 736 Milliarden Kubikmeter an Schiefergasreserven gibt. Wegen Bürgerprotesten ist man allerdings nicht viel weiter als einige Probe-Bohrlöcher gekommen. Zudem befürchtet die Regierung, die EU-Fördermittel für den AKW-Bau Hinklee Point C zu verlieren; die Regierung selbst rechnet wohl mit einem Erfolg von Klagen gegen die Subventionen. Dennoch, die Leistungen der britischen Energiewende dürfen nicht unterschätzt werden. In Off-Shore-Windparks ist es führend und die Möglichkeiten von Wellen- und Gezeitenkraftwerken werden eifrig erforscht. Doch Onshore-Windräder werden gemieden; das schlagende Argument für einen AKW-Bau war eine Grafik mit dem Platzbedarf für 30.000 Windturbinen, welche eine vergleichbare Leistung haben.

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