Viele Bürger in Europa
träumen davon, endlich die Verursacher der Krise zur Verantwortung zu
ziehen. Wer nun diese Verursacher waren lässt sich nur sehr schwer feststellen.
Es war der Zeitgeist, es waren verantwortungslose Banker, es waren Politiker
und falsche Gesetze, und die allgemeine Gier. Doch der Zeitgeist scheint sich
gewandelt zu haben. Mit der Krise in Europa wandelte sich der allgemeine Blick
auf das Finanzsystem. Das wurde jetzt auch in der Schweiz deutlich. Dort siegte
die Anti-„Abzocker“-Initiative mit mehr als 60 Prozent, die wohl das schärfste
Aktionärsrecht der Welt zur Abstimmung gebracht hatte. Die Schweizer Bürger,
die allgemein als besonders wirtschaftsliberal gelten, zeigten den allgemeinen
europäischen Willen auf. Denn eines ist sicher: Ähnlich hätten sich die Bürger
auch in allen anderen europäischen Staaten entschieden.
Es ist dem Bürger nicht begreiflich, wieso Spitzenmanager
Begrüßungsgelder oder Abfindungsprämien in Millionenhöhe kassieren. Besonders
wenn diese Abfindungen nach eigentlichem Missmanagement gezahlt werden, und
damit indirekt ein Fehlverhalten belohnt wird. Doch die Initiative hat eine
weitaus größere Bedeutung als lediglich die Ablehnung solcher Prämien und die
Stärkung von Aktionärsrechten. Unternehmen und Manager haben sich soweit von
dem Volk entfernt, dass diese zwingend nun wieder zurückgeholt werden müssen.
Eine Gesellschaft mit solch großen Einkommensunterschieden führt am Ende
zumeist zu Spannungen und Konflikten, ähnlich wie dies jetzt in Südeuropa der
Fall ist. Wer eine solche Spaltung der Gesellschaft verhindern möchte, der tut
gut daran die immer weiter wachsenden Ungleichheiten zu bekämpfen. Und auch
wenn Managergehälter nur einen sehr kleinen Beitrag zu diesen Unterschieden
leisten, so sind sie doch zum Ausdruck dieser geworden. Gerade an einem solchen
Beispiel drückt sich für viele die Ungerechtigkeit aus.
Auch in Deutschland ist eine Auseinandersetzung und die
Verabschiedung diverser Gesetze in diesem Bereich notwendig. Es ist wohl jedem
Bürger unverständlich, wenn Vorstandsvorsitzende in der Automobil-Industrie
Jahresgehälter im höheren Millionenbereich gezahlt bekommen. Ebenfalls ist es
wichtig, Mechanismen für langfristige Arbeit zu implementieren und das aktuelle
Boni System abzuschaffen. Wichtig wird sein, einen sachlichen Zugang zu diesem
Thema zu suchen und wirkungsvolle Gesetze zu erarbeiten, gerade weil dies ein
solch emotionales Thema ist. Einen ersten Schritt ist vor wenigen Tagen die EU gegangen, die nach monatelangen Verhandlungen sich auf eine Begrenzung der Bonuszahlungen an Banker einigen konnte.