Vinoth Chandar "United Support For Victims Of Torture - June 26th, 2011" Some rights reserved. www.piqs.de |
Das identitäre
Demokratiemodell des Republikanismus beruht vor allem auf Rousseau´s
Gesellschaftsvertrag. Im 18. Jahrhundert setzte er mit seinen
Schriften ein Zeichen gegen die Konzeptionen eines absolutistischen
Herrschers, dem Leviathan von Hobbes, oder der Konzeption eines
liberalen Staats von Locke, die damals die Diskurse beherrschten.
Stattdessen wollte er die antiken Philosophien verteidigen und in die
Neuzeit implementieren.
Seine
Staatskonzeption zielt folglich darauf ab, die Selbstbestimmung der
Bürger, die Tugenden und die Freiheit des
Naturzustandes wiederherzustellen. In der sogenannten
Hirtengesellschaft des Naturzustands gab es eine sich selbst
genügsame Gemeinschaft der Gleichen und vor allem das Mitleid trug
„zur wechselseitigen Erhaltung der gesamten Gattung“ bei. Da die
Menschen unabhängig von den anderen tun und machen konnten was sie
wollten, waren sie frei. Doch diese Freiheit geht aufgrund der
Etablierung einer Gemeinschaft und der Einführung von Privatvermögen
verloren. Der Mensch entartet.
Nach
republikanischer Auffassung ist es Aufgabe des Staates diese
Freiheit, also die politische Selbstbestimmung, wiederherzustellen.
Mit der Vertragsschließung der Bürger untereinander würden sie
diese wiedergewinnen. Mit ihm würde die Identität von Untertan und
Souverän begründet. Die Politik müsse von den Bürgern selber
gemacht werden; denn deren Souveränität ist unveräußerlich,
undelegierbar und unteilbar. Sie kann daher nicht abgetreten werden.
Jeder Bürger hat die gleichen Partizipations- und
Kommunikationsrechte im politischen Prozess. Über das gemeinsame Diskutieren werden Entscheidungen zum Wohle aller gefunden und die Gesellschaft an sich konstituiert.
Somit kann sich jeder Bürger mit der politischen Entscheidungsfindung und den Beschlüssen identifizieren. Die Politik gehöre der Gemeinschaft und das Resultat sei das Wohle aller. Der Staat bietet nur die Bühne für das Aushandeln der Partikularinteressen. Direktdemokratische Elemente, wie z.B. Volksentscheide, wollen das republikanische Ideal in bestehende liberale Demokratien integrieren. Ein vollständig republikanisches System gab es noch nicht; es wäre auch nur in einem kleinen Staat möglich, in dem sich alle Bürger zum gemeinsamen Diskutieren treffen könnten. Trotzdem bietet der Republikanismus eine Grundlage zur Kritik bestehender Demokratien und einen Anhaltspunkt für demokratische Reformen.