Jason Scragz "This cult hurts people" Some rights reserved. www.piqs.de |
Solche Insider gibt es immer noch; doch dank des Internets mit Teilnehmern auf der ganzen Welt. Memes treten ihre Nachfolge an. Der Begriff Meme wird zur Bezeichnung vieler Phänomene des Internets benutzt. Zumeist bezeichnet man damit aber klar festmachbare Texte oder Phrasen und konkrete Bilder oder Töne. Sie dienen als Schablone, in die aktuelle Ereignisse eingesetzt werden können. Um sie zu benutzen und zu verstehen muss man jedoch den Insider kennen. Die Kombination macht dann meist den Witz aus. Prinzipiell kann jeder die Memes durchdeklinieren und aus unerwarteten Kombinationen entstehen wiederum neue Schablonen. Um zu einem Selbstläufer zu werden ist somit der Freiraum für Modifikationen entscheidend.
Es ist eine Art Sport, wer das beste Meme macht. Dabei stehen die Memes im Mittelpunkt; oft ist der Autor nich erkennbar und soll dies auch nicht sein. Es ist wie beim Diskurstheoretiker Foucault: es gibt nur noch den Diskurs der undefinierbaren Masse. Die Ideen fliegen im Raum herum. Bei den Memes geht es um den Spaß durch die lustigen Kombinationen und das Wiedererkennen oder aber es wird sich über das "Internetprekariat" lustig gemacht, dass auf yahoo-Answers lächerliche Fragen stellt. Es ist meist eine stupide Belustigung, doch eine eigene Subkultur für sich, die auch sprachliche Neuentwicklungen hervorbringt. Facepalm oder das Substantiv Fail sind solche Begriffe. Eine Netzkultur die sich in der realen Welt bemerkbar macht. Sie als Kultur zu bezeichnen ist jedoch eine Herausforderung für viele: Denn seit der Renaissance gibt es den Gedanken, dass tolle Kultur von tollen Menschen gemacht wird.
Doch wie schon festgestellt, geht es bei den Memes zuvorderst um den Spaß. Regeln gibt es nicht. Dies hindert manche nicht daran, und den Samstag zum "catterday" auszurufen an dem Katzenbilder gepostet werden. Genauso gut darf gegen die Regel wieder verstoßen werden. Auch gesellschaftlich nicht akzeptable Themen oder Bilder gehören zu ihr. Dennoch können die Internet-Memes auch eine ganz konkrete Bedeutung für die Realität bedeuten. Denn dass dabei auch gesellschaftlich-relevantes entstehen kann, zeigt der Anonymous-Protest gegen Scientology. Aus einer anfänglichen Bewegung, die sich über ein Werbevideo mit Tom Cruise lustig machte, entwickelten sich schließlich reale, öffentlichkeitswirksame Aktionen. Es waren eher unorganisierte Flashmob-Aktionen wie im Netz. Mit Guy-Fawkes-Maske konnte auch die Anonymität gewahrt bleiben. Zwar chaotisch, aber dennoch gab es einen sichtbaren Erfolg und die Sekten-Thematik schaffte es wieder in die öffentliche Aufmerksamkeit.
Tatsächlich tauchen in den Foren neben Katzenbildern oder ähnlichem immer wieder politische Nachrichten und Fakten auf. Die Memes können auch als Nachrichtenquelle wie twitter oder wikileaks dienen. Um diese politische Artikulation zu verstehen, ist es jedoch notwendig die Natur dieser Internetkultur zu kennen. Dabei wird einem auch sofort ersichtlich, was für ein Potenzial in den Internet-Memes liegt - sowohl im politischen als auch im Marketing-technischen Sinne. In Zukunft werden Protestbewegungen, aber auch Marketingexperten wohl schärfer Acht auf das Netz geben.