Wie sieht eine gerechte Gesellschaft aus? In den kommenden
Wochen möchte ich Aspekte einer gerechteren Gesellschaft aufzeigen. Einer
dieser Aspekte ist die Abschaffung des Erbes. Habt ihr euch eigentlich einmal
gefragt, wie es in unserer Gesellschaft zu einer solchen ungleichen Verteilung
von Vermögen gekommen ist? Zum einen sind es ungleiche Einkommen, der Großteil
wird aber durch das Erbe verursacht. Eine gerechte Gesellschaft kann es auf
Dauer nicht ertragen, wenn Unterschiede zu groß werden. Die Schere zwischen Arm
und Reich aber wächst ständig an und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein,
bis dies zu weit größeren Problemen führt.
Ich möchte mich dem
Thema zunächst theoretisch nähern um dann mögliche Rückschlüsse für die Praxis
zu ziehen.
Würden die Menschen das Thema Vermögen unter dem Schleier
des Nichtwissens nach John Rawls
betrachten, so würden sie wohl zu folgendem Ergebnis kommen: Nach dem Tode
eines Menschen geht sein Vermögen an die Gesellschaft zurück, denn nur so lässt
sich auf Dauer eine gerechtere Verteilung realisieren. Erbe wäre in diesem
System gar nicht mehr vorhanden, wer Zeit seines Lebens zu Reichtum gelangen
ist, zahlt diesen mit seinem Tod an die Gesellschaft zurück, die den Reichtum
erst ermöglicht hatte. Dieses Geld könnte dann verwendet werden, um jedem neuen
Mitglied der Gesellschaft die gleichen Startchancen, also vor allem Bildung, zu
garantieren. Damit wäre auch garantiert, dass jede neue Generation dieselben
Chancen und Möglichkeiten bekommt, weswegen die finanziellen Mittel der Eltern
nicht mehr von belange wären.
Überhaupt lässt sich meiner Meinung nach in unserer heutigen
Gesellschaft Erbe nur sehr schwer rechtfertigen. Es wird willkürlich an ein
paar wenige verteilt, ohne dass je eine Gegenleistung erbracht werden musste.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Erben bereits zuvor meist ein Leben mit
vielen Privilegien und ohne finanzielle Schwierigkeiten genießen konnten. Auf
das Erbe sind sie zu meist nicht wirklich angewiesen. Wieso sollten sie es also
überhaupt einfordern müssen? Wahrscheinlich würden auch sie davon profitieren, wenn wir
eine gerechte Verteilung von Vermögen realisieren.
Doch was bedeutet all dies für unsere Gesellschaft und
Politik heute? Eine völlige Übergabe aller Besitztümer an den Staat lässt sich
wohl kaum realisieren. Einen solchen Vorschlag würden wohl nur die wenigsten
Unterstützen. Eine Anhebung der aktuellen Erbschaftssteuer halte ich aber für
angemessen. Wieso sollten Kinder einen unversteuerbaren Freibetrag von 400.000
Euro haben, oder wieso haben Enkel unversteuert einen Anspruch auf bis zu
200.000 Euro, ohne das der Staat beteiligt wird? Freibeträge sollten deutlich
nach unten korrigiert werden, wenn nicht sogar überhaupt abgeschafft werden.
Ebenfalls sollte der Steuersatz für alle Steuerklassen nach oben korrigiert
werden, damit die Gesellschaft prozentual einen höheren Anteil an einem
Vermögen erhält.
Dabei sollte unsere Gesellschaft die Erbschaftssteuer nicht
als Bereicherung des Staates begreifen, sondern vielmehr die Notwendigkeit
einer solchen Umverteilung betrachten. Außerdem kann die Erbschaftssteuer als
eine Art Rückzahlung an Gesellschaft und Staat am Ende des Lebens gesehen
werden.