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Die Sache mit dem Vertrauen



In verschiedenen Talkshows wurde diese Woche die Frage nach dem Vertrauen in die Politik gestellt. Insbesondere welchem der beiden Spitzenkandidaten für das Kanzleramt mehr vertraut werden kann. Der Grundtenor war, dass es schwer geworden sei, Politikern Vertrauen entgegen zu bringen. Diese Meinung scheint die breite Öffentlichkeit zu teilen. Doch was sind die Ursachen dieses Vertrauensverlusts?

Ich glaube die Politiker sind nur zu einem geringen Teil daran schuld. Vielmehr sind es Medien und Öffentlichkeit die Politikern Misstrauen. Die Frage nach der Vertrauenswürdigkeit wird ständig gestellt. Wo aber bleibt die Frage nach den Möglichkeiten der Politik? Was können eine Partei und ihr Spitzenkandidat überhaupt leisten? Wo sind ihnen Grenzen gesetzt?

Hier sehe ich das Problem der Vertrauensdiskussion. Politikern sind Grenzen gesetzt. Sie können nicht immer ihre eigenen Vorstellungen realisieren, dafür gibt es tausende von Beispielen. Und ebenso tausend Gründe für das jeweilige Scheitern. Doch die Gesellschaft macht es sich ziemlich leicht. Es sind die bösen Politiker mit ihren falschen Versprechungen, die Schuld an allem Scheitern tragen. Ich sehe das Ganze in einem anderen Licht. Die FDP versprach im Sommer 2009 ziemlich viel. Die Bürger belohnten diese Versprechen mit 93 Sitzen im Bundestag. Das kaum eines dieser Versprechen eingehalten werden könnte war offensichtlich. Aber die Bürger belohnten falsche Versprechungen mit einem unglaublichen Wahlergebnis von 14,6 Prozent aller Stimmen. Welche Botschaft sendete die Öffentlichkeit nun an die Politik? Bleibt sachlich, versprecht nur was ihr auch halten könnt? Scheinbar nicht. Die Menschen wollen gerne glauben, aber wenn sie Enttäuscht werden trifft sie keine Schuld.

Neben diesen falschen Anreizen gibt es noch viele weitere Gründe, die Politik so schwer vorhersehbar machen. Nach Wahlen kommt es in Deutschland fast immer zu Koalitionen. Das weiß jeder. Jeder Bürger weiß auch, dass dort Kompromisse geschlossen werden müssen. Es werden also voraussichtlich nicht alle eigenen Vorstellungen verwirklicht werden können.  Außerdem gibt es so viele unvorhersehbare Ereignisse, die alles Verändern können. Für Parteien und Politiker ist daher die einzige Chance, ihre eigenen Visionen und Vorstellungen zu präsentieren. Das diese aber genau so wahr werden ist ziemlich unwahrscheinlich. Die Politik weiß das, aber wir Bürger wissen es eigentlich auch.


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Migration und Bevölkerungsentwicklung: Solidarität und Selbsthilfe

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die Hot-Dog-Ökonomie

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