Die Tendez im deutschen Fernsehen ist erschreckend. "Mitten im Leben," "Bauer sucht Frau," "Dschungelcamp," "Berlin Tag & Nacht" ... Die Liste dieses "Qualitätsfernsehens" lässt sich lange weiterführen.
Die Formate sind zwar verschieden, die Inhalte aber meist ähnlich. Stets geht es um alltägliche Szenen, bei denen sich scheinbar blöde, ungepflegte Menschen lächerlich machen. Diese scheinbar alltäglichen Szenen sind zum allergrößten Teil auch noch gestellt und im Skript genau festgelegt.
Aus Sicht der Sender eine willkommene Entwicklung: die Produktionen sind billig und benötigen kein ausgeklügeltes Konzept. Die Realität wird ein bisschen umgeformt und schon steht der Beitrag. Der Markt ist anscheinend auch da; die Einschaltquoten stimmen.
Aus Sicht der Konsumenten sind solche "Unterschichtssendungen" gemütlich: man kann einfach mitkommen, hat seinen Spaß und kann sich über niveaulosere Mitmenschen lustig machen und von ihnen abheben.
Aus Sicht der Gesellschaft ist diese Entwicklung allerdings höchst dramatisch. Das Bild von den verschiedenen Schichten voneinander wird extremst verzerrt. Meist handelt das Format von Menschen der Unterschicht oder von ungebildeten Bürgern. Sie werden dabei als ungepflegt, verantwortungslos, streitsüchtig, saufend, ... abgebildet. Die Mittel- und Oberschicht, welche sowieso immer weniger Kontakt mit Menschen aus dieser Schicht hat, fällt dabei immer wieder auf solche Klischees herein und charakterisiert zu oft die Menschen dieser Schicht danach. Doch die meisten Zuschauer sind wahrscheinlich Bürger der Unterschicht. Auch hier wird das Bild vom eigenen Milieu extremst verzerrt. Viele Figuren der Sendungen sind mittlerweile Youtube-Hits und werden allzu oft kopiert. Ein weiteres Problem sind die vielen Castingshows, deren alleinige Botschaft ist: Nur einer kann es schaffen. Nehmt keine Rücksicht aufeinander.
Die gesellschaftlichen Folgen des Billig-Format TVs: das Bild der Gesellschaft von sich selber wird immer verzerrter; skrupelloses Konkurrenzverhalten wird als normal wahrgenommen.
Auch im Bezug auf die Politik sind die Folgen dramatisch. Man muss sich nur Stammtisch-Diskussionen zu HartzIV anhören, um die Folgen eines verzerrten Gesellschaftsbildes zu hören. Demnach versaufen sowieso alle HartzIV-ler ihr Geld. Warum also nicht einfach das Arbeitslosengeld kürzen? Das Geld könne besser eingesetzt werden. Zudem verleiten die Sendungen zu Trägheit, Denkmüdigkeit und leiten von den wichtigen Themen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ab. Die primitiven Shows tragen zur Verdummung der Menschen bei.
Doch wem kann man die Schuld in die Schuhe schieben?
Eigentlich allen. Die Konsumenten verlangen solche Formate, die Sender bedienen sie zu großzügig; die Gesellschaft und Öffentlichkeit nimmt die Realität als alternativlos hin und von der Politik werden die Entwicklungen durch Populismus noch verstärkt. Eine Verbesserung bedarf also einer strukturellen Reform unseres Systems. Der einzige Gewinner ist momentan der Kapitalismus. Verblödete Menschen kann man leichter verführen und besser von politischen Themen ablenken; d.h. Bahn frei für den Abbau von sozialmarktwirtschaftlichen Regelungen.
Eigentlich allen. Die Konsumenten verlangen solche Formate, die Sender bedienen sie zu großzügig; die Gesellschaft und Öffentlichkeit nimmt die Realität als alternativlos hin und von der Politik werden die Entwicklungen durch Populismus noch verstärkt. Eine Verbesserung bedarf also einer strukturellen Reform unseres Systems. Der einzige Gewinner ist momentan der Kapitalismus. Verblödete Menschen kann man leichter verführen und besser von politischen Themen ablenken; d.h. Bahn frei für den Abbau von sozialmarktwirtschaftlichen Regelungen.