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Meinung: die SPD Kanzlerkandidatur




Peer Steinbrück ist also der designierte Kanzlerkandidat der SPD. So viel vorweg: Ich denke seine Wahl war die bestmögliche Entscheidung, die innerhalb der SPD getroffen werden konnte, denn die Ausgangslage der Opposition ist denkbar schlecht. In allen Umfragen liegt die CDU deutlich vorne und Angela Merkel erfreut sich großer Beliebtheit. Auch wenn es die eine oder andere Krise innerhalb der Koalition gegeben hat, es scheint als würde zumindest die CDU nach der Wahl 2013 auch weiterhin die Kanzlerin stellen. Die einzige Chance daran etwas zu ändern ist Peer Steinbrück.

2009 endete die Wahl aus Sicht der SPD desaströs. Frank Walter Steinmeier gelang es nicht, sich gegenüber Angela Merkel zu profilieren und die Zusammenarbeit in einer Großen Koalition hatte ihr Übriges dazu getan. Nun scheint es, als wolle die SPD Parteiführung alles daran setzten dies nicht noch einmal zu wiederholen. Man hat erkannt, dass Angela Merkel eine starke Persönlichkeit entgegen gestellt werden muss. Diese Aufgabe konnte letzten Endes nur Peer Steinbrück übernehmen. Er, der innerhalb der Partei nicht wirklich beliebt ist, aber in der Bevölkerung einen Guten Ruf genießt. Sigmar Gabriel und Frank Walter Steinmeier haben rechtzeitig erkannt, dass für sie eine Wahl nicht zu gewinnen wäre. Bei Steinbrück bleibt zumindest die Hoffnung auf einen Sieg. 

Für ihn wird es nun in den nächsten Wochen und Monaten darauf ankommen eine Dynamik zu erzeugen, die ihn als wählbare Alternative zu Angela Merkel erscheinen lässt. Ob dies gelingt hängt meinem Erachten nach von drei Faktoren ab. Kann Steinbrück die SPD hinter sich bringen? Der linke Flügel steht Steinbrück skeptisch gegenüber, sie hatten auf einen anderen Kandidaten gehofft. Steinbrück wird auf sie zugehen und sich ihrer Positionen annehmen müssen, möchte er die Unterstützung aller Flügel. Gerade linke Positionen muss Steinbrück aber glaubwürdig vertreten, um Unterschiede zu Angela Merkel aufzeigen zu können. Doch gelingt der Drahtseilakt zwischen Positionen der Partei und eigener Meinung kann ein breites politisches Spektrum abgedeckt werden.

Die zweite Frage wird sein, wie es Steinbrück gelingt sich selbst zu inszenieren. Sein impulsiver Charakter kann Segen und Fluch zugleich sein. Ganz abhängig davon, wie es ihm gelingt sich selbst zu präsentieren werden seine Aussichten sein. Dabei gilt es jedoch vorsichtig zu sein: Angela Merkels präsidentielle Art scheint in Zeiten der Krise gut anzukommen. Doch hier liegt Steinbrücks Stärke: Ihm könnte es gelingen Angele Merkel als Person unter Zugzwang zu bringen.

Der dritte Faktor ist die wirtschaftliche Situation Deutschlands im Wahljahr. Sollte die Krise auch die deutsche Wirtschaft angreifen so könnte dies Steinbrück zu gute kommen. Er kann sich dann ganz auf seine Kernkompetenz verlassen und mit dem Thema Wirtschaft punkten. Denn seine wirtschaftliche Kompetenz scheint unbestritten. Gleichzeitig wäre dies auch ein Thema, in dem sich die SPD gegenüber den kleinen Parteien profilieren kann. Denn Grüne, Piraten und Linke werden allgemein nicht mit wirtschaftlichen Themen in Verbindung gebracht. Die SPD hingegen unter Peer Steinbrück schon. Ein schwaches Wahlergebnis von Linken und Piraten würde besonders SPD und Grünen zugutekommen.

Die Entwicklungen der nächsten Wochen und Monate spielen eine große Rolle. Sie werden zeigen, ob Steinbrück den Vorsprung Angela Merkels aufholen kann. Möchte er die Wahl gewinnen, dann muss er in der heißen Phase des Wahlkampfs als wählbare Alternative erscheinen. Fraglich bleibt inwieweit die angesprochene Dynamik entstehen kann. Sicher ist jedoch: Angela Merkel hat die wesentlich besseren Aussichten.


Julian

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